Übung zur Maul- und Klauenseuche

Die Feuerwehr und ein Dekontaminierungswagen stehen schon auf dem Wittlicher Helenenhof und zeigen auch unbedarften Passanten, dass hier etwas nicht stimmt. Das Land Rheinland-Pfalz besitzt zwei dieser Gefährte, in denen sich Menschen, die mit dem Hof und seinen Tieren Kontakt hatten, ausziehen, duschen und letztendlich von gefährlichen Verunreinigungen wie dem Seuchenvirus befreien können. Heute kommt dann noch eine sogenannte Fahrzeugschleuse, die eben auch Autos oder Traktoren dekontaminiert. Für die etwa 350 Rinder sieht es schlecht aus. Sogar ein Ort für ihre Tötung steht schon fest: der Kälberstall. Die Übung für den Ernstfall zeigt – bei seinen eigentlich sehr fidelen Tieren – dass ein Tiervirus die Existenz einer ganzen Familie zerstören könnte. Manfred Zelder müsste sich in diesem Fall eine neue Herde kaufen und hätte mehr als zwei Jahre lang keine Einnahmen, berichtet der Landwirt, der seit über 40 Jahren den Helenenhof führt. Auch Schulen würden geschlossen, Haustiere müssten eingesperrt werden.  Am Montagmorgen, wenige Stunden zuvor, weiß noch keiner im Krisenzentrum des Regionalverbunds Eifel, wie, wann und wo die Seuche auftritt. Das ist Teil der landesweiten Tierseuchenübung für den Ernstfall einer Maul- und Klauenseuche (MKS). Fünf verschiedene Arbeitsgruppen innerhalb der Wittlicher Kreisverwaltung mit bis zu 40 Helfern in verschiedenen Räumen: Vertreter der Tierkörperbeseitigungsanstalt, Amtstierärzte, Katastrophenschutz, Feuerwehren und Vertreter des Veterinärwesens der Kreisverwaltungen, Feuerwehr und Polizei sind ebenfalls vor Ort. Alle telefonieren fleißig, stecken potenziell kontaminierte Gebiete kilometerweit an Landkarten ab und koordinieren die Bewältigung dieses Problems. Der angenommene Fall: Starken Speichelfluss, Fieber und Blasenbildung um den Mund hatte Zelder (58) vom Wittlicher Hof bei seinen Milchkühen festgestellt. Gewebeproben lassen in diesem Probeszenario keinen Zweifel an der tödlichen Krankheit. „Wenn morgens der Anruf kommt, dass du deine Tiere keulen musst, dann setzt dir das enorm zu“, sagt der Landwirt und fügt hinzu: „Es ist gut zu wissen, dass einen im Ernstfall ein professionelles Team unterstützt.“ Fast zwei Tage dauert die Übung, bewegt werden die Tiere nicht, auch werden keine Blutproben entnommen. Eigentlich geht der normale Milchbetrieb weiter, während Umweltministerin Ulrike Höfken und Landrat Gregor Eibes sich ein Bild von der Simulation im Helenenhof machen. „Globaler Warenverkehr heißt auch Infektionsgefahr“, warnt Höfken und fügt hinzu, wie wichtig es sei, einen solchen Ausbruch realitätsgetreu zu üben. Da MKS auch über Kleidung übertragen werden kann, haben alle Anwesenden weiße Schutzanzüge und Schuhüberzieher an. Nur Landwirt Zelder nicht. Der wäre im Ernstfall aber wohl nicht da: „Ich könnte mir nicht mit ansehen, wie die Tiere getötet würden.“ Auch Landrat Eibes nimmt die Gefahr ernst und mahnt, es handele sich nicht um ein untypisches Szenario. Die Krankheit ist hierzulande zwar zuletzt 1988 aufgetreten, in Rheinland-Pfalz sogar 1977, im benachbarten Großbritannien ist es aber nicht ganz so lange her: Bei der im Februar 2001 ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche mussten mehr als vier Millionen Tiere gekeult werden und erst im Januar 2002 konnte man die Insel als seuchenfrei erklären. Landwirt Zelder hat sich nun vorgenommen, ein großes Tor an der Hofeinfahrt zu bauen, um so besser kontrollieren zu können, wer sein Gut betritt – und möglicherweise Krankheiten mit hereinbringt.

Quelle: Volksfreund
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